Mediensucht: Risiko und Schutz.
Eltern kennen das: Hat sich der Nachwuchs in die digitale Alternativwelt begeben, wirkt er wie fremdgesteuert, hört nicht mehr richtig zu, reagiert auf mehrfache Aufforderungen, das Handy doch endlich einmal wegzulegen, nur wie in Trance oder aggressiv und beleidigt. Doch es sind längst nicht nur junge Menschen, die ständig auf den Bildschirm starren. Die Digitalisierung bestimmt unser Leben: Mails, Smartphone und Messenger-Dienste wie WhatsApp gehören zum allgemeinen Kommunikations-Standard. Sich rund um die Uhr digital auszutauschen, ist für viele längst Alltag. Schon der Gedanke, eventuell auch nur kurzzeitig ohne Verbindung zu sein, lässt den Stresslevel oftmals rapide hochschnellen. Sind Handy oder Tablet einmal nicht zur Hand oder fallen Akku oder das Netz aus, so reagiert manch passionierter Nutzer nervös und unsicher. Neben der Angst, etwas zu verpassen, spielt auch der Erwartungsdruck eine Rolle. Heißt – man geht davon aus, dass der Gegenüber eine sofortige Antwort erwartet und könnte enttäuschen.
Ab wann wird die übermäßige Nutzung von Handy & Co zum Risiko?
Wer sein Smartphone nicht ab und zu offline schaltet, riskiert eine permanente Überflutung an Nachrichten, Bildern und weiteren Informationen. Der ständige Blick aufs Handy und die „Aktivität der Anderen“ setzen uns häufig erheblich unter Druck. Wir befürchten irgendetwas zu verpassen. Überfordert von der Vielfalt an Stories und Events, wachse die Angst, von den Erlebnissen der anderen ausgeschlossen zu sein. Dieses psychische Phänomen wird als „Fear of missing out“ (FOMO) bezeichnet.
Leide ich an einer übermäßigen Nutzung von digitalen Medien?
Ob jemand an der Mediensucht leitet, kann er selbst prüfen: Nimmt die Mediennutzung absolute Priorität ein und vernachlässige ich andere Hobbies oder Kontakte zu Familie und Freunden? Werde ich nervös oder gereizt, wenn ich offline bin? Schalte ich nicht ab, obwohl ich mich müde, matt oder gesundheitlich beeinträchtigt fühle? Verliere ich das Gefühl für Raum und Zeit? Sprechen mich Partner, Familie oder Freund auf den hohen Medienkonsum an? Neben psychischen Störungen kann Medienabhängigkeit auch körperliche Beschwerden wie Kopf- oder etwa Rückenschmerzen verursachen. Das ständige „nach unten schauen“ hat den Begriff „Handynacken“ geprägt.
Doch wie schützt man sich vor der Bildschirmsucht?
Zu lernen wieder für gewisse Zeit ohne Handy auszukommen, ist eine bewährte Präventiv-Maßnahme und einer der wichtigsten Therapieschritte im Falle einer Mediensucht. Nicht ständig erreichbar zu sein, schafft mehr persönliche Freiräume und fördert zudem den Stressabbau.
Hilfreich sei es auch, selbst zu überprüfen, wie lang man online ist. Das Ergebnis wird manchen überraschen und eventuell zum achtsameren Umgang motivieren. Ein wirksames Mittel gegen digitalen Stress ist auch das Stummschalten, um ungestört entspannen zu können.
Sich generell feste Auszeiten zu nehmen. Bereits 20 oder 30 Minuten täglich für die eigenen Bedürfnisse nutzen, hilft dabei, dem Stress mental entgegenzusteuern. Ebenso hilfreich und entspannend ist es, dass ständige Multitasking zu beschränken. Diese parallelen Tätigkeiten überfordern unser Gehirn. Denn es ist nicht in der Lage, sich gleichzeitig auf zwei komplexe Tätigkeiten zu konzentrieren. Stattdessen sich besser nacheinander auf jeweils eine Sache konzentrieren.
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