Innehalten

Die Notwendigkeit des Innehaltens.

Der Dalai Lama wurde gefragt, was ihm am meisten überrascht. Er sagte: Der Mensch. 
Denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen; 
Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wieder zu erlangen; 
Und dann ist er so ängstlich wegen seiner Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; 
Das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt. 
Er lebt, als würde er nie sterben und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.

Wer kennt es nicht, keine Zeit zu finden, sich in Ruhe und aller Tiefe mit etwas zu beschäftigen? Der Garten wird so mehr oder weniger auf Vordermann gebracht, obwohl man ihn eigentlich gründlich neu anlegen möchte. Die Verschönerung eines Zimmers wird immer weiter zurückgestellt, weil die Zeit fehlt, das Passende zu suchen und zu finden. Freundschaften zu Pflegen gelingt nur sehr oberflächlich, viel zu oft verhindern berufliche Notwendigkeiten, sich zu treffen und Gemeinsames zu unternehmen. In der Jugend erkennbare Talente zum Malen, zum Singen, zum Sport, sind hinten heruntergefallen. Studium und Klausur- und Prüfungsstress haben darauf vorbereitet, künftig nur berufliche Belange zu priorisieren. Wer stellt sich nicht irgendwann die Frage, ob er den richtigen Beruf ausübt? Ob er nicht den Mut hätte aufbringen sollen zu tun, was eigentlich ihn innerlich antreibt und begeistert? Sich selbst nicht nur beruflich, sondern auch privat möglichst umfänglich zu aktualisieren? 

Es gibt nicht nur die Arbeit, nicht nur den Ernst des Lebens. Es gibt auch die Notwendigkeit innezuhalten, sich nicht zu verlieren im Klein des Alltags, sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln zu begeben, sich zu erinnern, was man sonst noch für Interessen hat. Sich spürbar zu machen, dass man es vermisst, dem nicht mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Sich selbst zu verlieren ist die teuerste aller Richtungen, die man im Leben einschalten kann.   

Selbstwert entwickeln wir Menschen am ehesten, wenn wir zu vertrauen und uns lieben lernen. Wenn wir uns zugestehen, Fehler zu machen, weil wir wissen, dass wir lernen können, sie rechtzeitig zu erkennen, unsere positiven Schlüsse daraus zu ziehen und die Kraft zu haben, die Richtung zu ändern. Wenn wir uns zugestehen, unserer Begeisterung für etwas, das uns viel bedeutet, Raum zu geben und nicht uns selbst dabei im Weg stehen oder andere fragen müssen, ob wir das dürfen.  

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Veröffentlicht am: 27. Juli 2022

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