Achluophobie

Achluophobie: Wenn die Dunkelheit Angst macht…

Längst nicht nur Kinder fürchten sich vor der Finsternis. Auch viele Erwachsene leiden unter Achluophobie, der Angst vor Dunkelheit. Was hilft, erläutert ein Experte. 

Die Dunkelheit macht vielen Angst. Nicht nur den Kleinsten, die oftmals nur bei eingeschalteter Lampe einschlafen können. Auch bei Erwachsenen sorgt die Finsternis oftmals für mulmige Gefühle: „Generell ist es völlig natürlich, wenn wir uns im Dunkeln nicht ganz wohl in unserer Haut fühlen – das ist unter anderem evolutionär bedingt“, betont Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der psychosomatischen Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck. „Schließlich lauerten schon in Urzeiten im Dunkeln wilde Tiere oder unbekannte Gefahren“, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiter.  

Neben den Urängsten spielen auch mit der Nacht verbundene negative Assoziationen eine Rolle: Sind doch dunkle Nächte per se die Zeit der Geister, des Grübelns und Phantasierens. Ein Umstand, den sich nicht wenige Horrorfilme zunutze machen, um das Gruseln zu verstärken. Hinzu kommen diffuse „Schattenspiele“ bei geringem (Mond-)Licht: „Es ist einfach schwerer, Geräusche oder Umrisse eindeutig zu erkennen und als harmlos einzustufen. Die Orientierungsmöglichkeiten sind eingeschränkt“, sagt der Experte. Da werden der Schatten an der Wand oder die Umrisse eines Gegenstandes schnell zur unbekannten Gefahr. Diese illusionäre Verkennung, so der Fachausdruck, dürfte den meisten Menschen bekannt vorkommen. „Kommen zu diesen Gegebenheiten noch als traumatisch erlebte Ereignisse, etwa aus der Kindheit oder Jugend hinzu, kann dies zu einer regelrechten Angst vor der Dunkelheit, der Achluophobie, führen“, weiß Dr. Hagemann aus täglicher Praxis.  

Stimmen Sie sich mental ein 

Bei leichten Beschwerden hilft es manchmal auch bei Erwachsenen bereits, nachts eine kleine (Schlummer-)Leuchte oder, als Orientierungspunkt, ein Nachtlicht brennen zu lassen. „Problematisch wird es vor allem dann, wenn Ängste beginnen, unser Leben zu beeinflussen und die Angst zur Angststörung wird“, so Dr. Hagemann. Nicht selten kommt es dann zu Schlafstörungen. Unruhe, Herzklopfen, (Dauer-)Stress und Nervosität sind weitere Begleiterscheinungen einer übersteigerten Furcht vor Dunkelheit. „Spätestens ab diesem Zeitpunkt handelt es sich um eine behandlungsbedürftige Angsterkrankung“, berichtet der Experte. In diesen Fällen spricht der Mediziner von einer Achluophobie (aus dem Griechischen: achly = Dunkelheit, phobos = Angst) oder auch einer Nyktophobie (griechisch: Nyktos = Nacht). 

Probleme bereiten bei Angsterkrankungen in der Regel Gedanken darüber, was in der Zukunft alles passieren könnte, wenn dieses oder jenes passiert. „In der Vorstellung werden alle diese Gedanken plötzlich zur Gewissheit und die Angst bereitet uns darauf vor, adäquat auf etwas zu reagieren, was aber nie eintritt“, erläutert der Facharzt. Statt sich mit der Angst abzufinden, sollte man versuchen, diese in kleinen Schritten zu bekämpfen.  

Hilfreich sein kann beispielsweise der (spät-)abendliche Spaziergang im Dunkeln. „Schauen Sie in den Sternenhimmel und Sie werden feststellen, dass die Nacht auch wunderschön sein kann“, sagt Dr. Hagemann. Dies kann ebenso hilfreich sein wie Entspannungsübungen (etwa die Progressive Muskelrelaxation), leise Musik oder die unbeschwerte Roman-Lektüre zur „mentalen Einstimmung“ auf die Nacht. Auch Meditations-APPs oder Yoga und Achtsamkeitsübungen können helfen, den Körper “zur Ruhe” zu bringen, das vegetative Nervensystem in den Ruhezustand zu versetzen. Den katastrophenartigen Befürchtungen kann die Realität entgegengesetzt werden.  

Halten die Beschwerden an oder werden sie belastender oder bestimmen das Leben, so hat sich die Verhaltenstherapie bewährt.  

Die Angst vor der Angst  

Angststörungen erschweren Millionen Menschen das Leben. 13 bis 14 Prozent aller Deutschen leiden unter ernsthaften entsprechenden Beschwerden, so eine Studie des Max-Planck-Instituts in München. „Eigentlich eine gesunde Schutzfunktion bei Gefahren, werden Ängste in der Regel dann problematisch, wenn sie immer häufiger und stärker auftreten bzw. immer mehr das Denken und die täglichen Handlungen bestimmen“, erläutert Dr. Hagemann. “Dabei ist eine Phobie definiert als Angst vor in der Regel ungefährlichen Situationen oder Dingen.” Dabei gibt es zahllose Anlässe zum Fürchten: Neben der Angst vor Dunkelheit ist etwa die Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie), dem Fliegen (Aviophobie) sowie Spinnen oder Hunden weit verbreitet. Selbst die Angst vor der Angst ist keine Rarität und wird von Experten als Phobophobie bezeichnet. 

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Veröffentlicht am: 25. Oktober 2023

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